Welche Fragen, Anregungen und Beispiele bringen die Teilnehmenden im MOOC ein? Welche Herausforderungen sehen sie bei Mobilitätsprojekten und welche Lösungen? Der deutsche und der englische MOOC werden von der akkreditierten Mobilitätsberaterin Sabine Röhrig-Mahhou (Wisamar Bildungsgesellschaft) betreut. Hier fasst sie ihre Erfahrungen und Eindrücke zusammen.
Tipps für die Antragstellung
Einige Teilnehmende haben bereits Erfahrungen mit dem Akkreditierungsverfahren unter dem neuen Erasmus+ Programm sammeln können. Nach ihrer Einschätzung ist der Aufwand für einen Antrag auf Akkreditierung durchaus recht hoch, zumal interne Absprachen und Zuarbeiten in der antragstellenden Einrichtung unumgänglich sind, um alle geforderten Informationen und detaillierten Planungen einarbeiten zu können. Ganz konkret gibt ein Teilnehmer den Hinweis, dass die erste Projektskizze (“Meine Projektidee”) „eine persönliche und individuelle Gedankensammlung sein kann oder auch Ergebnis einer Erasmus-Team-Besprechung mehrerer involvierter Lehrkräfte“. Eine weitere Teilnehmerin rät, bei den Plänen im Antrag nicht zu übertreiben: „Denken Sie daran, dass Sie, was Sie in Ihrer Bewerbung beschreiben, erfüllen und alle versprochenen Aktivitäten durchführen müssen. Seien Sie realistisch in Ihren Plänen und behalten Sie den Fokus auf Ihre Bedürfnisse.“ Sehr hilfreich finde ich auch den Tipp, sich mit anderen Einrichtungen auszutauschen und zu beraten: „Ich habe mir während des Schreibens des Antrages dann einen erfahrenen externen Partner als Sparringspartner dazu geholt.“
Projektpartner finden
Die richtigen europäischen Partner zu finden, ist für die erfolgreiche Umsetzung eines Projekts ein wesentlicher Faktor – und eine echte Herausforderung. Ein Teilnehmer berichtet, dass nach seiner Erfahrung die Suche nach Partnern sehr viel Zeit einnimmt. „Oft bekommt man nicht mal eine Antwort auf Anfragen. Selbst wenn man mit einem gefundenen Partner im Vorfeld alle wichtigen Punkte geklärt hat, ist es nicht sichergestellt, dass die Organisation dann auch klappt.“ Ein anderer Teilnehmender verweist hier auf eTwinnings [Link englisch: https://www.etwinning.net/en/pub/index.htm]: „Die geschützte Plattform ermöglicht es registrierten Lehrkräften u.a. ein Kontaktgesuch einzustellen bzw. die Kontaktwünsche anderer Kolleginnen und Kollegen einzusehen. Eine ähnliche, nicht geschützte Kontaktbörse, stellen die europe direct-Informationsstellen in Deutschland zur Verfügung.“
Kleine Umschau: Teilnehmende bewerben ihre Region
Manchmal lohnt es sich bei der Partnersuche auch auf Regionen zu schauen, die im ersten Augenblick möglicherweise nicht die offensichtlichsten sind. Im MOOC werden die Teilnehmenden um einen kleinen Perspektivwechsel gebeten. Gefragt wird danach, was ihre Region für ein Mobilitätsprojekt interessant macht und welche Branchen dort anzutreffen sind. Wussten Sie zum Beispiel, dass Guimarães als „Geburtsort der portugiesischen Nationalität“ bezeichnet wird, zum Weltkulturerbe gehört und gleichzeitig in einer der am meisten industrialisierten Regionen des Landes liegt, dem Ave-Tal? Dass – um in Portugal zu bleiben – an der Algarve nicht nur jede Menge Tourismus zu finden ist, sondern auch zahlreiche Multimedia und IT-Firmen? Ähnlich ist es in Burgas, an der bulgarischen Schwarzmeerküste, wo eigens eine Berufsschule für diesen Sektor geschaffen wurde, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Wussten Sie, dass im „grünen Herzen Italiens“, in Umbrien, die Bekleidungsindustrie vor allem mit Kaschmirprodukten sehr stark vertreten ist? Oder dass im „Alten Land“, einer Region in Deutschland, die größte Obstproduktion Nordeuropas anzutreffen ist? Das sind nur einige Beispiele – im Kapitel 4.1 unseres MOOCs finden Sie weitere spannende und vielleicht inspirierende Beschreibungen europäischer Regionen. Selbstverständlich sind Sie herzlich eingeladen, selbst einen Beitrag hinzuzufügen.
Stichwort „Blended Mobility“
Die Digitalisierung im Bildungsbereich schreitet voran und macht auch vor Mobilitäten nicht halt, gerade in Zeiten, in denen das Reisen nicht so einfach ist. „Blended mobility ist ein schönes Schlagwort. Nur wie soll das aussehen?“, fragt ein Teilnehmender. „Bereits heute werden viele Gespräche im Bewerbungsverfahren bzw. vor der Anreise zwischen Teilnehmern und aufnehmender Einrichtung per Skype / WhatsApp … geführt. Mich würde interessieren, wie blended mobility in anderen Einrichtungen umgesetzt wird.“ Hier kann ich unsere eigene Erfahrung einbringen: Zur Vorbereitung eines Auslandsaufenthalts organisieren wir nach wie vor zwei Präsenztreffen, die insbesondere bei Mobilitäten nach ECVET schwer ersetzbar sind. Wir versuchen aktuell weitere Inhalte z.B. zur kulturellen Vorbereitung online anzubieten. Potential sehen wir auch in der Monitoring-App aus dem IntoQuality-Projekt.
Welche Kompetenzen sollten Azubis mitbringen?
Egal ob online oder offline – Auszubildende, die an einer Mobilität teilnehmen wollen, sollten gewisse Voraussetzungen mitbringen. Welches sind die wichtigsten Kompetenzen dafür? Die Antworten der Teilnehmenden auf diese Frage im MOOC sind kurz und knapp, zielen aber alle in erster Linie auf „soft skills“ ab, nicht auf fachliches Wissen: Motivation, Anpassungsbereitschaft, soziale, sprachliche und digitale Kompetenzen, Lernbereitschaft, Interesse, Willensstärke … werden da zum Beispiel genannt. Ein Teilnehmer gibt zu bedenken, dass bei dem Kriterium der sozialen Kompetenzen ganz unterschiedliche Auffassungen herrschen. So würden Lernende „mit gutem bis sehr gutem Sozialverhalten ruhigen Gewissens zu ausländischen Partnern entsandt werden, während die schwächer eingestuften Lernenden aus Sorge um Schwierigkeiten, Blamage und das Image der Schule eher nicht ausgewählt werden.“ Andererseits könnten jedoch auch positive Veränderungen im Sozialverhalten durch die andere Umgebung, durch neue Schul- und Lebensumstände während eines Auslandsaufenthaltes angestrebt werden.
Erfahrungen mit Methoden zu Evaluation und Assessment von Lernergebnissen
Die Teilnehmenden werden im MOOC auch nach ihren Erfahrungen und bewährten Methoden in Bezug auf die Erhebung und Bewertung von Lernergebnissen der Auszubildenden während eines Auslandsaufenthalts gefragt. Hier bestätigt sich, dass eine Kombination aus verschiedenen Methoden sehr geeignet ist: Lern- oder Reflexionstagebücher werden mehrfach genannt, die den Lernenden helfen, ihre Erfahrungen und Erlebnisse festzuhalten, zu strukturieren und zu reflektieren. Als konkretes Tool für die Validierung wird zudem der Europass Mobility sehr geschätzt. Wichtig sind den Teilnehmenden auch die persönlichen Gespräche und der Austausch mit den Auszubildenden in Gruppendiskussionen. Dabei sollte „jeder der Auszubildenden das Recht haben, zu sprechen und seine Erfahrungen zu schildern. Auf diese Weise höre ich mir die Meinungen der Auszubildenden an. Diese Methode kann mit Interviews kombiniert werden, um einen umfassenderen Einblick zu erhalten.“
Ein Einstieg in den ENNE MOOC ist weiterhin möglich und der Kurs wird auch in der nächsten Zeit noch betreut. Registrieren Sie sich einfach hier: http://mooc.eu-mobility.eu/de/index_de/ [Link zur englischen Registrierung: http://mooc.eu-mobility.eu/]